Ich will es gerne gestehen: mein Interesse für Astronomie hält sich sehr in Grenzen. Zwar interessiert es mich schon, Theorien über Werden, Aufbau und Vergehen des Universums zu hören oder zu lesen, das betrifft ja schließlich unser aller Existenz. In welchem Planquadrat und zu welcher Jahreszeit aber ich die Sterne Sirius oder Beta 63 Ursae ( oder so ähnlich ) entdecken kann, das war mir eigentlich stets pipegal. Und ebensowenig konnte ich mich für astronomische Fotografie begeistern. Zwar hatte ich, nachdem ich zu fotografieren begonnen hatte, mal die eine oder andere Aufnahme vom Voll- oder Halbmond gemacht, aber doch schnell erkannt, daß man beeindruckende astronomische Aufnahmen nur mit sehr speziellem und kostspieligem Equipment erreichen konnte. Also beschränkte ich mich fortan auf Aufnahmen sehr irdischer Dinge.

Im September 1997 kündigten die Medien dann aber ein astronomisches Ereignis an, das in meiner Heimatstadt Berlin gut zu beobachten war und auch zu einer recht humanen Zeit, nämlich am frühen Abend, stattfand: eine totale Mondfinsternis. Ich entschied, daß es nun für mich an der Zeit sei, mich fotografisch auch den überirdischen Dingen zu widmen, bestieg mit Kamera, Stativ und Drahtauslöser das Flachdach meines elterlichen Hauses und trotzte erfolgreich den sowohl spöttischen als auch besorgten Kommentaren zweier von astronomischen Phänomenen völlig unbelasteten Nachbarinnen, von denen die eine in mir offensichtlich einen Spanner vermutete, während die andere wohl befürchtete, ich wolle mich vom Dach des doch recht niedrigen Hauses stürzen:

Mondfinsternis am 16.9.1997 in Berlin:
Mondfinsternis
Man mag es mir nachsehen, daß ich keine Aufnahme der Totalen integriert habe, das hätte dann etwa so ausgesehen:
     

 


Zwei Jahre danach, im August 1999, gab es dann ein Ereignis, das die meisten Menschen wohl nur einmal im Leben beobachten können und das ich mir denn auch nicht entgehen lassen mochte: eine totale Sonnenfinsternis, die im süddeutschen Raum am besten zu sehen sein sollte. Ich nistete mich also bei Verwandten in Heilbronn ein und erstieg am Mittag des 11. August einen Berg nahe der Stadt Beilstein.

Wenn ich geglaubt hatte, mich an diesem einsamen Ort ungestört der Astrofotografie hingeben zu können, so hatte ich mich getäuscht: eine knappe halbe Stunde vor dem Beginn der Sonnenfinsternis bevölkerte sich der Berg zusehends; ich befand mich offensichtlich an einem beliebten Ausflugsziel der Einheimischen und hatte Mühe, mir einen Standort zu wählen, an dem mir nicht im entscheidenden Augenblick jemand vor der Linse stehen konnte.

Ein noch größeres Übel war allerdings die Bewölkung, die sich im Verlauf des Vormittags immer stärker aufgebaut hatte und die mir die Aufnahmen völlig verderben mußte. Ich hatte zwar einen guten Standort, kilometerweit konnte ich auf den Feldern den Schatten, den der vor die Sonne getretene Mond warf, heransausen sehen und als er mich erreichte, wurde es sofort merklich kälter, im Tal verstummten die Hähne und Hunde und im Wald die Vögel. Es wurde auch ein wenig dunkler, wie zu Beginn der Abenddämmerung, aber richtig dunkel wurde es auch während der kurzen Zeit der totalen Finsternis nicht, dafür wurde das restliche Sonnenlicht von den dichten Wolken zu stark gestreut.

Nur für wenige kurze Augenblicke wurde die Wolkendecke so dünn, daß wenigstens die Konturen der Sonne sichtbar wurden, und dann drückte ich hektisch auf den Auslöser meiner Kamera - schließlich wollte ich die Reise nicht völlig umsonst gemacht haben. Ein richtiges Wolkenloch, das mir ein wirklich klares Bild ermöglicht hätte, zeigte sich aber leider nicht und auch den kurzen Moment der totalen Finsternis konnte ich nicht beobachten. Nun ja, niemand hatte mir bei meiner Geburt versprochen, daß das Leben gerecht sei.

Sonnenfinsternis am 11.8.1999 in Beilstein, Baden - Württemberg:
Sonnenfinsternis

Ach ja, ich höre förmlich die Proteste der Astronomieexperten, meine Bilder zeigten nicht die korrekten Bahnen der Himmelskörper. Stimmt, tun sie nicht; ich bin Fotograf und kein Astronom und der Bildaufbau war mir wichtiger als die wissenschaftlich korrekte Dokumentation.

( Um etwaigem Grübeln gleich vorzubeugen: die Aufnahmen der einzelnen Phasen wurden auf dem Computer zu einem einzigen Bild zusammengesetzt, - logo. )


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